Wir nähern uns in Riesenschritten der Frankfurter Buchmesse. Frankreich ist dieses Jahr Ehrengast und ich freue mich, dass ich dort, in Zusammenarbeit mit Atout France und dem Office de Tourisme von Cannes, die Stadt Cannes repräsentieren darf. Ich verlinke –> hier einen Artikel von Hilke Maunder, in dem sie einen Überblick und den Zeitplan sämtlicher bei Atout France anwesenden KrimiautorInnen gibt. Toll, oder? Mich finden Sie dort am Donnerstag, Samstag und Sonntag jeweils um 11 Uhr. Kommen Sie vorbei! Ich freue mich auf Sie!
Die fleißige Frankreich-Journalistin Hilke Maunder hatte mich gebeten, auf ihrem Blog “Mein Frankreich” einen Gastbeitrag über die (–> klick) “Mamadous”, die Straßenhändler von Cannes, zu schreiben. Das habe ich sehr gerne getan und Hilke hat den Text, angereichert mit ihren Fotos, wie immer schnell und wunderschön umgesetzt. Herzlichen Dank Hilke!
Der Text (mit Hilkes Fotos) wurde ebenso auf dem Blog (–> klick) “Die Kiepe” von Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht. Mein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten!
Voilà, ich habe bei der Blogparade “Mein Frankreich” von Hilke Maunder mitgemacht. Vielen Dank Hilke, für diese schöne Idee und die flotte und superschöne Umsetzung!
Am Wochenende erschien in der HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung) ein sehr schöner Artikel über Cannes vor dem Festivaltrubel. Und die Autorin mittendrin. Wie schön!
Vielleicht haben Sie den Artikel so oder ähnlich auch anderswo gelesen. Er erschien (u. a.) auch in der Leipziger Volkszeitung, den Dresdner Neuesten Nachrichten und dem Göttinger Tagblatt.
… “des haaßt uf Deitsch: Morjends schläft mer am Beste.” Das ist ein Zitat aus der Darmstädter Lokalposse “Der Datterich”, und ich konnte es mir hier nicht verkneifen. Ist aber vermutlich nur für ein kleines Grüppchen südhessischer Insider verständlich und/oder amüsant. “Der Datterich” ist eine der wenigen Schullektüren, die ich heute noch, zumindest teilweise, auswendig aufsagen kann. Seitdem ich die Datterich-Version von “Aurora musis amica” kenne, dieses verballhornte Zitat über die Morgenröte, seitdem knallen stets zwei oder mehr Synapsen so zwingend zusammen und lassen die korrekten Übersetzungen wie “dieMorgenröteistdenMusenhold” oder einfacher “Morgenstund hat Gold im Mund” in meinem Hirn erst anschließend zu (die englische Variante von den frühen Vögeln und den Würmern konnte sich wegen der ekligen Vorstellunge von Würmern im Mund bei mir nicht durchsetzen). Ich schlafe nämlich auch morgens am Besten. Und überhaupt lang, gern und viel. Sternzeichen Murmeltier, Aszendent Siebenschläfer. Viel Schlafen und viel Schreiben gehen aber nicht wirklich gut zusammen. Oder vielleicht, wenn man in einer abgelegenen Hütte lebt und mit sich und seinem eigenen verqueren Schlaf- und Schreibrhythmus allein und jenseits des klassischen Alltagslebens sein kann. Kann nicht jeder. Die Autorin kann es, wie so viele andere schreibende Frauen, nicht. Ich verweise hier gern noch einmal auf dieses Interview mit der Nobelpreisträgerin Alice Munro, die über ihre mühsam zusammengekratzte freie Zeit zum Schreiben (und zusätzlich ohne eigenes Zimmer) Zeugnis gibt. Schon dafür gebührt ihr der Nobelpreis finde ich. Ich vermute, die Form der Kurzgeschichte ist dieser Art des Schreibens geschuldet.
Ich brauche Ruhe zum Schreiben. Gleichförmige Tage und Ruhe. Auch äußere Stille. In den vergangenen Wochen, mit den nicht enden wollenden lauten Bauarbeiten am Haus, und den fröhlichen Bauarbeitern, die mir immer mal wieder von außen vom Gerüst zuwinkten oder mit Zementsäcken an mir vorbeistapften und mir ein launiges “Na, schön fleißig?” zuriefen, bin ich fast verrückt geworden.
Eine schreibende Kollegin in Australien (Hi Annette!) veröffentlichte neulich scherzhaft dieses Bild eines “Isolators”. Wundervoll! Niemand wird einen so ans Telefon rufen oder verlangen, dass man sich Gedanken über das Mittagessen macht. Mir ist nicht ganz klar, wieso sich diese fantastische Erfindung nicht durchsetzen konnte.
Eine neuere Variante existiert zwar, die aber in erster Linie dem ungestörten Schlaf an dafür nicht vorgesehenen Orten, sagen wir in Großraumbüros oder Bibliotheken, dient.
Es gibt auf der Seite von Ostrich Pillows viele beeindruckende Bildchen; das mit dem Nickerchen vor dem PC spricht mich irgendwie am meisten an. Und nein, der Kissenhersteller hat mich nicht bezahlt, aber kann ja noch kommen und falls er hier mitliest, hello Mr. Ostrich, I’d really love to test one of your Original OstrichPillows! Please don’t hesitate to contact me!
Bevor ich vor lauter Lärm und Alltagsanforderungen und deshalb-Nicht-Schreiben-Können verrückt wurde, habe ich mich kurz ins benachbarte Kloster abgesetzt. Stille! Meistens zumindest. Nicht alle, die Stille suchen, sind dann in der Lage, sie auszuhalten, und sonntags ist auf der kleinen Klosterinsel durchaus der Bär los. Aber im abgeschiedenen innersten Klostergärtchen merkte man davon nichts. Die Stundengebete und der mehrstimmige Gesang der Mönche waren beruhigend, und beglückend war für mich, es tatsächlich zur Vigil um 4.30Uhr in die Klosterkirche geschafft und bei einem Inselrundgang danach den Sonnenaufgang gesehen zu haben. Dieses Gefühl, dass mir diese frühen Morgenstunden gut tun könnten, hatte ich schon immer mal wieder. Sehr angesprochen hat mich beispielsweise dieses Interview mit Jeanette Hain. So. Und wissen Sie was? Ich mache das jetzt. Seit meiner Rückkehr aus dem Kloster eigentlich. Um 4.30Uhr vibriert das Handy unter dem Kopfkissen und: Ich stehe auf. Ich, die Längschläferin! Und koche mir einen Kaffee und beginne zu schreiben. Unabgelenkt in einem Kokon aus Dunkelheit und Stille. Und siehe da: Es geht! Ich bin konzentriert und schreibe und schreibe fast wie von selbst. Wie viele Stunden habe ich sonst tagsüber gebraucht, um alles andere auszublenden um konzentriert in meine Geschichte einzutauchen und ein paar wenige Seiten zu schreiben. Alles habe ich abgeblockt, unwillig, stört mich nicht, ich muss Schreiben. Nein, auch das wohltuende frühe Laufen am Meer nimmt mir Zeit weg und geht nicht mehr! Das Schreiben-Müssen hing wie eine dunkle schwere Gewitterwolke monatelang über mir und meiner Umwelt. Als ginge nur Schreiben oder Leben. Jetzt geht beides. Und das morgendliche Strandlaufen kann ich nun sogar genießen, denn ich habe vorher schon geschrieben! Aber das Schreiben ist das Erste am Tag und das Wichtigste! First things first. Irgendwann zwitschert ein Vogel, dann setzt langsam Autolärm ein, es wird heller.
Gut, der Rest des Tages hat eine gewisse Schwere, eine Sieste ist obligatoire und ab 21 Uhr geht nichts mehr. Schon gar kein dreieinhalbstündiger Kurosawa-Film, da kann der Gatte noch so drängend rufen, dass ich Filmgeschichte verpasse. Na, wenn schon. Ich bin müde, ich gehe schlafen. Die Abendfilme nehme ich daher jetzt regelmäßig auf, aber gesehen habe ich erst einen davon, am gestrigen Nachmittag nämlich, den ich wegen akuter Erkältung im Bett verbracht habe. Ein bisschen scheint mein Immunsystem durch die stete Müdigkeit angeknackst zu sein , aber ich bin voller Motivation, morgen wieder in aller Frühe aufzustehen. Aurora musis amica, voilà!
Vor drei Jahren habe ich in meinem ersten Fall für Commissaire Duval einen Mord im Palais des Festivals während des Filmfestivals inszeniert. Ein klamaukiger Gruselfilm über einen Serienkiller während des Festivals wurde schon 1994 dort gedreht: La Cité de la peur (dt.: “Stadt der Angst”, siehe unten).Vermutlich gibt es noch viel mehr kriminelle Szenarien rund um das Palais des Festivals. Gestern wurde dort ziemlich herumgeballert. Vermummte Gestalten stürmten das Palais und mähten gleichmal die Nationalgarde, die auf den berühmten Stufen standen, gandenlos um. Wurde ein neuer James Bond-Film gedreht? Oder handelte es sich tatsächlich um einen Terrorakt? Die Menschen auf der anderen Straßenseite blieben stehen, holten aufgeregt ihr Smartphone heraus und nahmen die Szene auf. Man weiß ja nie, vielleicht konnte man das später teuer an BFMTV verkaufen und sähe es heute Abend schon im Fernsehen.
Ici se déroule un exercice de sécurité. So stand es gestern etwa alle fünf Meter an den Absperrungen des Palais des Festivals. Trotzdem wussten nicht alle, was los ist, als es gegen 10 Uhr plötzlich ein paar Mal knallte. Und nochmal. Ein Feuerwerk? Aus einem schwarzen Kleinbus springen schwarze, vermummte Gestalten und rennen die heute blau ausgelegten Treppenstufen des Palais des Festivals hinauf, und es knallt schon wieder. Ein paar Männer, die eben noch auf den Stufen standen, wie die Nationalgarde während des Filmfestivals, liegen jetzt auf den Treppenstufen. Kein Feuerwerk. Das waren Schüsse. Platzpatronen nur. Ich wusste es. Die Sicherheitsübung der Polizei, Feuerwehr und aller anderen Einsatzkräfte, die sich auf ein mögliches Attentat in Cannes während des Filmfestivals im Mai vorbereiten, war immerhin angekündigt worden. Ich zucke trotzdem bei jedem “Schuss” zusammen und eine Dame neben mir, eine ausländische Touristin, ist gar höchst erschrocken. Ich beruhige sie und sage in allen mir zur Verfügung stehenden Sprachen “Exercise, Übung, Training” sie versteht und ist sichtlich erleichtert. Es knallt schon wieder. Aber in mir rumort es, ich fühle mich flatterig und plötzlich so aufgewühlt, dass mir Tränen in die Augen schießen. Es knallt noch ein paar Mal. Ich flüchte mich kurzerhand zum benachbarten Kaffeekapselladen, beim Herausnesteln meiner Kundenkarte fallen mir alle anderen Karten aus der Brieftasche. Ich entschuldige mich und sage, dass mich das angrenzende Exercice etwas durcheinandergebracht hat und bestelle dann drei Stangen Kaffee, eine davon sans alcool. Man schaut mich überrascht an. “Sans caféine meinen Sie Madame?” Ah oui, ich bin wirklich durcheinander und zittere meine PIN-Nummer in das Kartenzahlgerät. “Setzen Sie sich einen Moment hin, Madame, Sie sind ganz blass”, sagt jetzt jemand neben mir und führt mich zu einem Sessel. “Ich bringe Ihnen ein Glas Wasser.” Kaum sitze ich, fange ich an zu Schluchzen. Man bringt mir dann auch noch ein Taschentuch und schlägt mir Espresso und Schokolade vor, aber ich will gar nichts. Ich sitze da, trinke kühles Wasser und versuche, mich wieder zu beruhigen. Sie sind sehr lieb in dem Kapselkaffeeladen, muss ich schon sagen. Eine Übung. Ich wusste es ja. Ich bin extra gekommen, um mir das anzusehen. Zu Inspirationszwecken. In meinem Metier muss man Schießereien ja auch mal aus der Nähe ansehen, wenn einem schon mal geordnete Schießereien angeboten werden, n’est-ce pas?
Mit einem Freund habe ich einmal ein Schießtraining in einem Schießclub im Hinterland von Nizza absolviert, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, eine Waffe in der Hand zu haben und zu schießen. Mein erster Schuss war ein Schock. Auch damals habe ich danach leicht gezittert. Obwohl ich Kopfhörer auf den Ohren hatte und ihn nur gedämpft hörte. Aber den Rückschlag spürte ich im ganzen Körper. Nie wieder werde ich in einem Krimi wütend “Nun schieß doch, du Depp” rufen, wenn irgendjemand verzögert oder gar nicht schießt. Es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Schon die Waffe ist schwer, sie zu halten, das Laden, das Entsichern, das Abdrücken. Zielen muss man auch noch. Mein erster Schuss kostete mich Überwindung, und die Kugel landete irgendwo in der Ecke des Schießstandes. Nach mehreren Schüssen und mit etwas Übung habe ich die Scheibe immerhin getroffen. Beeindruckt blieb ich trotzdem.
Ich gehe später nicht, wie mir die fürsorglichen Kaffeeverkäufer raten, nach rechts, um nicht noch einmal mit dem Gewalt-Szenario konfrontiert zu werden, sondern setze mich absichtlich in ein Café gegenüber des Palais des Festivals und schaue mir das Exercise noch eine Weile an. Es wird im Moment nicht mehr geschossen. Aber Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr kommen mit Tatütata angefahren. Männer steigen aus, stehen herum, und sprechen in Funkgeräte. Die Feuerwehrmänner schleppen jetzt endlich die “toten” Männer von der Treppe, die dann unter dem Balkon des Palais geschützt liegen und später natürlich wieder miteinander reden. Aber sie bleiben da sitzen, sie sind ja “tot” und raus aus dem Spiel. Dann rennen viele Menschen mit erhobenen Armen aus dem Palais, vermutlich hat man sie aus einem Theatersaal “gerettet”. Sie aber, kaum sind sie aus dem Palais raus und wurden auf Waffen durchsucht, schlendern gemächlich und plaudernd zum Hafen. Wirkt wie früher, wenn wir in der Schule Feueralarm geprobt haben und lässig zu unserem sicheren Treffpunkt liefen. Immer wieder kommen “gerettete” Menschen aus dem Palais gerannt. Niemand scheint “verletzt”. Jetzt kommt eine Eliteeinheit der Polizei, ganz in Schwarz mit Helm und Schild, der RAID, Recherche assistance intervention dissuasion der Police Nationale. Die sind wirklich beeindruckend, wie sie in Windeseile in einer Schlange die Treppe hochhuschen. Alles andere, wenn es nicht gerade knallt, wirkt auf mich hölzern, unecht und naja, wenig überzeugend.
Heute steht es in der Zeitung. Tatsächlich hat es 31 “Tote” gegeben und doch auch jede Menge “Verletzte”, 22 davon schwer. Ich war aber auch nicht bis zum Schluss der Übung geblieben. Tatsächlich hat das Szenario den Verantwortlichen Schwachstellen aufgezeigt, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einheiten muss verbessert werden, man darf die Meerseite nicht vernachlässigen, und die Notaufnahme im Krankenhaus war ganz klar überfordert, wurde bei einer Pressekonferenz verlautbart. Wenn ich fälschlicherweise dachte, man habe dieses Exercice wegen des in drei Wochen stattfindenden Filmfestivals durchgeführt, denn sagen wir mal so: Aus terroristischer Sicht wäre Cannes während des Filmfestivals ja ein super Ziel: so viel Hassenswertes auf einen Schlag, und Mediatisierter geht ja kaum -, so wurde dies bei der Pressekonferenz entschieden dementiert. Es gäbe überhaupt keinen Zusammenhang mit dem zukünftigen Filmfestival, das im übrigen so gut gesichert sei, wie nie zuvor. Da sind wir ja erleichtert.
… das wussten Sie natürlich gestern schon: die Belegexemplare der “Stürmischen Côte d’Azur” sind angekommen! Hurrah! Und jetzt dauert es nur noch zehn Tage, bis auch Sie endlich den “neuen Duval” im Buchhandel erwerben können!